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Woher wissen wir, dass homöopathische Arzneimittel nicht nur „Zuckerpillen“ sind?

Laborexperimente haben nachgewiesen, dass homöopathische Mittel nicht nur Zuckerkügelchen sind.

Kritiker der Homöopathie verweisen darauf, dass homöopathische Mittel so stark verdünnt sind, dass „nichts mehr drin ist“.

Begründet wird dies damit, dass die für die Herstellung einiger homöopathischer Mittel eingesetzten Lösungen über dem als Avogadro-Konstante bekannten Schwellenwert (10-23) hinaus verdünnt sind, das bedeutet, die Lösung ist so hoch verdünnt, dass ein Vorhandensein der Moleküle des Ursprungsstoffs nicht zu erwarten sei.

Diese „ultrahohen Verdünnungen“ (homöopathische Mittel mit Potenzen größer C12 oder D24) sorgen für Kontroversen, da sie offensichtlich nicht wie herkömmliche Medikamente funktionieren können, d. h. über Moleküle, die unmittelbar über biochemische Prozesse mit dem Körper interagieren.

Weltweit untersuchen Forscher den Wirkmechanismus dieser Medikamente, der wahrscheinlich eher auf einer physikalischen als auf einer chemischen Grundlage beruht. Obwohl aktuell mehrere Theorien erforscht werden, haben wir bislang noch keine Erklärung dafür, wie homöopathische Mittel wirken.

Was wir aber sehr wohl wissen, ist, dass viele experimentelle Studien nachgewiesen haben, dass ultrahoch verdünnte homöopathische Mittel biologische Wirkungen aufweisen, die nicht feststellbar wären, wenn es sich lediglich um „Wasser“ oder „Zuckerkügelchen“ handeln würde, wie beispielsweise folgende:

Die Zugabe von homöopathisch-aufbereitetem Histamins zu weißen Blutkörperchen kann dazu führen, dass diese Histamin ausschütten.

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Die Autoren dieses Experiments erklären hierzu Folgendes: „Wenn menschliche polymorphkernige Basophile, eine spezielle Art weißer Blutzellen, die Antikörpern vom Typ Immunglobulin E (IgE) auf der Oberfläche tragen, IgE-Antikörpern ausgesetzt sind, schütten sie aus ihren intrazellulären Granula Histamin aus und verändern dadurch ihre Färbeeigenschaften. Letzteres kann bei Verdünnungen von Anti-IgE zwischen 10-2 und 10-120 nachgewiesen werden: über die gesamte (Verdünnungs-)Bandbreite gibt es sukzessive Degranulationsspitzen, welche zwischen 40 und 60 % der Basophilen einschließen, und das trotz eines rechnerischen Nicht-Vorhandenseins jeglicher Anti-IgE-Moleküle im Falle der höchsten Verdünnungen.“

Zu dieser Frage wurden bereits 28 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, von denen 23 ein positives Ergebnis aufweisen. 11 Publikationen wurden als hochwertig eingestuft, von denen 8 zu positiven Ergebnissen führten.1

Die erste Studie zu diesem Thema berichtete über eine Hemmung der Degranulation mit ultramolekularen Verdünnungen von Anti-IgE,2 doch diese ersten Experimente erwiesen sich als nicht reproduzierbar.3,4

Indessen zeigten nachfolgende Studien, die eine abgewandelte Methodik und ultramolekulare Verdünnungen von Histamin verwendet hatten, positive Ergebnisse. Diese Ergebnisse konnten in mehreren unabhängigen Labors5,6 sowie in einer multizentrischen Versuchsreihe7 reproduziert werden.

Homöopathisch-aufbereitetes Thyroxin in einer ultrahohen Verdünnung von D30 verlangsamt die Entwicklung von Kaulquappen in Frösche. 8

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Bei Amphibien stimuliert das Hormon Thyroxin die Metamorphose. Seit mehr als 20 Jahren haben verschiedene Forscherteams homöopathische Verdünnungen von Thyroxin an Fröschen getestet, die dem Wasser der Kaulquappen zugefügt wurden. Eine unabhängige Metaanalyse dieser Versuche umfasste 22 verschiedene Experimente – 15 durch das ursprüngliche Team in Österreich, 5 durch unabhängige Forscher durchgeführt.8 Alle 22 Experimente stellten denselben Entwicklungstrend fest, nämlich, dass Thyroxin D30 (durch das homöopathische Herstellungsverfahren jenseits der Avogadro-Konstante hinaus verdünnt) die Metamorphose hemmt, auch wenn die exakten Ergebnisse variierten. Derselbe Effekt wurde hiermit nun von 7 Forschern aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden beobachtet.

Sind diese Ergebnisse einfach  das Resultat „schlechter Wissenschaft“?

Dieses Argument hält keiner näheren Prüfung stand, da selbst Experimente mit einem hohen methodischen Anspruch nachweisen können, dass ultrahohe Verdünnungen (auch „Hochpotenzen“ genannt) Wirkung zeigen.1

Warum werden diese Ergebnisse von einigen Wissenschaftlern nicht akzeptiert?

Bisher war kein positives Ergebnis ausreichend belastbar, um jederzeit von allen Forschern reproduziert werden zu können. Fast 75 % aller in-vitro Experimente mit ultrahohen Verdünnungen belegen, dass die Substanz Wirkung zeigt, und fast 75 % aller Replikationen sind positiv verlaufen.1

Indem Wissenschaftler mehr Erfahrung im Experimentieren mit ultrahohen Verdünnungen bekommen, gewinnen sie zunehmend neue Erkenntnisse über die Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen, wodurch die Reproduzierbarkeit gesteigert wird.9 Die eingangs beschriebenen Experimente mit Basophilen und Fröschen haben bislang die beste Reproduzierbarkeit gezeigt, und auch beim Auffinden der am besten reproduzierbaren Experimente auf Pflanzenbasis werden Fortschritte erzielt.

Solange aber kein Experiment gelingt, bei dem jedes Forscherteam jedes Mal genau die gleiche Wirkung feststellt, wird dieses Forschungsgebiet umstritten bleiben. Vor dieser permanenten Herausforderung stehen Grundlagenforscher in der Homöopathie.

Der Schlüssel scheint darin zu liegen, wie homöopathische Mittel hergestellt werden

Homöopathische Mittel werden aus pflanzlichen, chemischen, mineralischen oder tierischen Quellen hergestellt. Das Ausgangsmaterial wird verdünnt und anschließend verschüttelt. Die Anzahl der Wiederholungen dieses Vorgangs bestimmt die Stärke oder „Potenz“ des Mittels. So wird beispielsweise ein Mittel mit der Potenz „C6“ im Verhältnis 1:100 verdünnt und verschüttelt und dieser Vorgang wird dann anschließend sechsmal wiederholt.

Wird eine Substanz immer und immer wieder verdünnt, dann bleibt natürlich letzten Endes nur eine inaktive Flüssigkeit übrig, die tatsächlich „nur Wasser“ ist. Erst durch das zusätzliche Verschütteln zwischen jedem einzelnen Verdünnungsschritt, scheint eine Information von dem Ausgangsstoff auf die Wasser/Alkohol-Mischung, in der er verdünnt wird, übertragen zu werden.

Diese theoretische Überlegung wird von Experimenten gestützt, die belegen, dass unverschüttelte Verdünnungen inaktiv sind, verschüttelte Verdünnungen dahingegen biologische Wirkungen auslösen können, was nahelegt, dass dieser Aspekt des Herstellungsprozesses für die Fertigung von homöopathischen Mitteln essentiell ist.10

Welche physikalisch-chemischen Veränderungen das Verschütteln genau hervorruft, und wie diese es dem Wasser ermöglichen, die Information der darin verdünnten Stoffe aufzunehmen, sind die großen Fragen, die die Forscher zu beantworten suchen.

ReferenzenWeniger

  1. Witt CM, Bluth M, Albrecht H, Weisshuhn TE, Baumgartner S, Willich SN. The in vitro evidence for an effect of high homeopathic potencies–a systematic review of the literature. Complement Ther Med., 2007; 15(2): 128-38 | PubMed
  2. Davenas E, Beauvais F, Amara J, et al. Human basophil de-granulation triggered by very dilute antiserum against IgE. Nature, 1988; 333: 816–818 | PubMed
  3. Ovelgönne JH, Bol AW, Hop WC, van Wijk R. Mechanical agitation of very dilute antiserum against IgE has no effect on basophil staining properties. Experientia, 1992; 48: 504–508 | PubMed
  4. Hirst SJ, Hayes NA, Burridge J, et al. Human basophil degranulation is not triggered by very dilute antiserum against human IgE. Nature, 1993;366: 525–527 | PubMed
  5. Belon P, Cumps J, Ennis M, et al. Inhibition of human basophil degranulation by successive histamine dilutions: results of a European multi-centre trial. Inflammation Research, 1999; 48 (Suppl 1): S17–18 | PubMed
  6. Lorenz I, Schneider EM, Stolz P, et al. Sensitive flow cytometric method to test basophil activation influenced by homeopathic histamine dilution. Forschende Komplementärmedizin, 2003; 10: 316–324 | PubMed
  7. Belon P, Cumps J, Ennis M, et al. Histamine dilutions modulate basophil activation. Inflammation Research, 2004; 53: 181–188 | PubMed
  8. Harrer B. Replication of an experiment on extremely diluted thyroxine and
highland amphibians. Homeopathy, 2013;102(1):25-303 | PubMed
  9. Endler P, Thieves K, Reich C, Matthiessen P, Bonamin L, Scherr C, Baumgartner S. Repetitions of fundamental research models for homeopathically prepared dilutions beyond 10(-23): a bibliometric study. Homeopathy, 2010; 99(1): 25-36 | PubMed | HRI Synopsis
  10. Betti L, et al. Effectiveness of ultra high diluted arsenic is a function of succussion number as evidenced by wheat germination test and droplet evaporation method. Int J High Dilution Res, 2013; 12 (44): 127–128 | Full text

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Testing homeopathy on plants

Dr Stephan Baumgartner
University of Berne

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